Die Geschichte meiner Haare

Begann als ich noch klein war. Die Liebe zu langem Haar kam durch meine Großmutter. Sie hatte so tolle Haare, dass ich jedesmal bei ihrem Anblick ins Träumen geriet. Seidig, glänzend und weich wie Federn. Die Haarpracht meiner Oma hat mich jedesmal aufs Neue fasziniert. Dies war der Ansporn, meinen Herzenswunsch nach schönen und langen Haaren zu verwirklichen. Ihre Haare waren nicht ganz so lang wie meine heute, aber dafür hatte Sie sich immer zwei besonders dicke und prachtvolle Zöpfe geflochten, die meine heute in den Schatten stellen würden.

Susanne KalbWie das Foto zeigt, habe ich als sechsjähriges Mädchen noch kein so kraftvolles Haar. Dennoch gab mir der Wunsch einmal schöne, lange, volle Haare zu haben, das nötige Durchhaltevermögen mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Dies soll auch eine Ermutigung für die Menschen sein, denen von Natur aus nicht so schönes und kräftiges Haar geschenkt wurde. Schließlich bin ich der beste Beweis dafür, dass sich jeder mit Zeit und Geduld diesen Wunsch erfüllen kann.

Bis zu meinem 16. Lebensjahr ließ ich mir regelmäßig die Haare schneiden, mal mehr – mal weniger lang, oftmals auch ganz kurz. So habe ich es von meiner Mutter gelernt. Diese Methode soll das Haar voller und kräftiger machen. Aus meinen dünnen Zöpfen entwickelte sich mit der Zeit wundervolles Haar.

Die Jahre vergingen und meine Haare hatten eine stattliche Länge erreicht. Auf Partys und anderen Veranstaltungen konnte ich förmlich spüren, wie die Blicke an mir haften blieben. Anfangs war mir das schon etwas unangenehm; ich musste lernen mit den teils bewundernden, teils neugierigen, ja manchmal auch neidischen Blicken umzugehen. Die Leute sahen mich – oder sollte ich besser sagen – meine langen Haare, als etwas Besonderes, etwas Ausgefallenes und manchmal sogar Fremdartiges an.

Susanne KalbAndererseits schmeichelten mir auch diese Erlebnisse und bestärkten mich nach und nach in meinem Selbstbewusstsein.

Mit der Zeit empfand ich solche Momente, in denen ich im Mittelpunkt des Interesses stand, auch als Belohnung für die vielen Mühen und den Aufwand, der mit einer solchen Haarpracht verbunden ist.

Viele Leute sprachen mich auch einfach auf der Straße an und stellten mir zahlreiche Fragen; ob meine Haare echt seien, wie ich sie pflegen würde oder wie ich im Alltag mit ihnen zurechtkommen würde.

Auch wenn einem von der Natur keine kräftigen, langen Haare gegeben wurden, jeder kann sich mit etwas Zeit und Geduld den Wunsch von langen Haaren erfüllen. Dafür bin ich der beste Beweis.